Selbstkontrolle und Abgrenzung

Eine bewegte und gespaltene Zeit. Alles ist unter Kontrolle und gleichzeitig außer Kontrolle. Ein neues und intelligentes Wesen bringt uns Fähigkeiten bei, die uns Lehrer seit Jahrzehnten versuchen zu vermitteln. Es platzt mitten in das Geschehen und damit in unser Leben. Alle Augen sind darauf gerichtet. Menschen sind nicht mehr im Hier und Jetzt, sondern stehen neben sich. Eine Gesellschaft, die jahrelang im Wohlstand gelebt hat, bekommt plötzlich das Gefühl im Notstand zu sein – mit dem Wissen, dass mehr als genug da ist.

Auf eine Aktion folgt eine gleichgroße Reaktion.
Eine gespaltene Gesellschaft wird sichtbar. Die einen schaffen es, miteinander achtsam umzugehen. Die anderen gehen durch diese unsichere Zeit verloren. Sie kaufen ein, räumen die Regale leer und kämpfen um die Nahrung. Durch das Kaufverhalten mancher bekommen andere Menschen das Gefühl, nicht mehr genug zu haben. Gier wird sichtbar – eine Verhaltensweise der Wohlstandsgesellschaft und die Folge des Kapitalismus?

Eine Fähigkeit, die es zu lernen gilt.
Der Mensch muss lernen, nicht zu reagieren und anfangen zu beobachten.

Die Angst vor dem Virus hat die Angst vor Digitalisierung in Vergessenheit geraten lassen. Der Mensch erkennt die Vorteile des digitalen Zeitalters und begegnet der Digitalisierung mit Dankbarkeit, weil er seine Projekte abwickeln und mit seinen Liebsten dadurch verbunden bleiben darf. In einer Zeit der Isolation eignet der Mensch eine neue Verhaltensweise: die Annahme.

Eine Fähigkeit, die der Mensch in diesen Tagen lernt.
Mit der Annahme und der Akzeptanz gelingt es dem Menschen, seine Angst zu überwinden.

In diesen Tagen heißt es: Der Kampf um das Coronavirus. Die Nachrichten suggerieren uns, dass wir einen neuen Feind haben, mit dem wir kämpfen. Ist es ein Kampf, weil das Virus dem Menschen ein Jahr voraus ist oder sich schnell verbreitet? Ist es ein Kampf, weil der Mensch keine Kontrolle über das Virus hat? Tatsache ist, dass der Mensch lernen muss, mit dem Virus umzugehen und damit zu leben. Menschen werden beleidigt, wenn sie ein gleichgültiges Verhalten in den Tag legen und sich nicht an die Regeln halten. Auf der einen Seite sehe ich uns in der Pflicht, Eigenverantwortung zu zeigen und auf der anderen Seite in der Pflicht, unsere respektvolle Haltung zu bewahren.   Ganz besonders in solchen sensiblen Zeiten.

Eine Fähigkeit, die uns in Achtsamkeit leben lässt.
Der Mensch muss lernen, auf seine Worte zu achten und respektvoll zu bleiben.

Selbstkontrolle
In diesen Tagen ist die Fähigkeit der Selbstkontrolle von hoher Bedeutung – in allen Lebenslagen. Sie gelingt durch die Selbstwahrnehmung und die Beobachtung. Zwei Fähigkeiten, die uns leichter durch die herausfordernden Tage bewegen lässt. Weder Aktion noch Reaktion stattdessen das Erleben des Stillstands und der Stille, die sich um uns herum verbreitet. Wir sind im Zustand der Annahme und der Akzeptanz angekommen. Wir bleiben stehen und schaffen damit den Schritt des sich voneinander Abgrenzens verbunden mit dem Gefühl der Solidarität.

Bleibt Sie gesund, achtsam und respektvoll.

Text: Zerrin Börcek

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.