Gerald Hüther. Ein Mensch, der bewegt.

Am 9. August reiste ich am frühen Morgen in die Schweiz. In Degersheim fand zum zweiten Mal ein Wandertag mit Gerald Hüther statt. Diese Wanderung wird von der Akademie für Potentialentfaltung organisiert, die Gerald Hüther gegründet hat. Mehrmals im Jahr finden diese Wanderungen in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich statt. Diese Tage dienen dazu Menschen zusammenzubringen, die in verschiedenen Aufgabenfeldern u. a. wie Nachhaltigkeit, Bildung oder Gesundheit Projekte zu initiieren, die in den jeweiligen Gruppen selbstorganisiert umgesetzt werden. Ein Tag später, am 10. August, fand ein Vortrag von Gerald Hüther statt – in der Tonhalle St. Gallen.

Auf dem Weg zum Bahnhof Degersheim genoß ich die Schweizer Landschaft. Ich schaute mir die Alpen, die Bäume, die Schweizer Häuser und die grünen Felder an. Meine Gedanken kreisten sich wieder um die Bildung einer Gemeinschaft, in der Menschen wohlwollend, unterstützend und im Miteinander leben. Zu meinem Glück befinde ich mich in solch einer Gemeinschaft. Doch kenne ich auch viele Menschen, die in diesen unsicheren Zeiten verloren gehen und es ihnen nicht gelingt, eine Orientierung zu finden. Also gehe ich von der Fragestellung aus, wie kann es uns gelingen, ein Unterstützungsfeld zu schaffen, in denen wir Menschen Vertrauen schenken und sie dabei an Stabilität gewinnen.

Gerald Hüther’s Gedanken kommen mir dann in den Sinn. In diesem Kontext ist sein Impuls, „Menschen wollen in einer Gesellschaft leben, in der sie sich frei und miteinander verbunden fühlen.“ Weiter sagt er, dass es von hoher Bedeutung ist, dass unser großes Bedürfnis darin besteht, dass wir als Subjekte wahrgenommen werden wollen. Also stelle ich mir die Frage, wie kann es mir gelingen, dies zu tun. Hüther’s Antwort auf diese Frage ist: „Einladen. Ermutigen. Inspirieren.“ Ein Mensch fühlt sich wohl, wenn er sich eingeladen fühlt, Mut zu fassen. Und er braucht eine Inspiration, um den nächsten Schritt zu wagen. Dabei bewegt er sich in Richtung seines Potentials, seiner Quelle und seines Wesens. Ein Schritt nach dem Anderen kommt der Mensch in den eigenen Rhythmus und fängt an, im Takt zu bleiben. Dabei passiert ihm etwas Wesentliches. Hüther bezeichnet diesen Moment: „Mit sich selbst im Einklang sein.“ Genau dann gelingt es dem Menschen auch „ein Kohärenzgefühl zu entwickeln“. Dieses Gefühl ist entscheidend, in jenem Moment erfährt er etwas Wesentliches: „Ich kann jedes Problem lösen und es wird mir immer wieder gelingen.“ Dieses Kohärenzgefühl wird nur stetig da sein – sagt Hüther – und wieder verschwinden, um dem Menschen zu ermöglichen, weiter an den eigenen Aufgaben zu wachsen.

Zwei bewegende Tage lasse ich hinter mir und denke weiter. Ich kenne viele solcher Gemeinschaften.  Menschen, die Unterstützungsfelder geschaffen haben. Menschen, die einander die Hand reichen. Menschen, die Haltung haben und für bestimmte Werte stehen. Daher frage ich mich weiter. Wenn es solche Arten von Gemeinschaften gibt und wenn einzelne als Vorbilder agieren. Wie kann es uns gelingen, diese einzelnen Gemeinschaften und Gruppen miteinander intelligent zu vernetzen, um das Wohlwollende in andere Lebensfelder zu übertragen.

© Text: Zerrin Börcek

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