Die Fähigkeit zu reflektieren bedeutet, uns selbst von außen zu betrachten. Auf dem Weg des Betrachtens gelingt es uns Erkenntnisse zu gewinnen, indem wir uns eine bestimmte Erfahrung anschauen und ohne Wertung stehen lassen. Wir schaffen es, unsere Aufmerksamkeit für einen kurzen Moment auf uns zu richten und in unsere Innenwelt zu schauen. Genau dort sind all unsere Erlebnisse gespeichert.
Sie warten darauf von uns gesehen, neu sortiert und geordnet zu werden.
Wenn wir in uns schauen, dann bedeutet es, dass wir die Fähigkeit haben, das Erlebte wie ein Film abspielen zu können. Eine bestimmte Erfahrung hat mit uns etwas gemacht. Das heißt, es hat in uns Gefühle ausgelöst. Gefühle wie Traurigkeit, Wut oder das was sich gerade in uns zeigen darf. Die Gefühle brauchen unsere Aufmerksamkeit. Geben wir unseren Gefühlen den Raum, so lösen sich in uns die Gefühle auf. In derselben Zeit gewinnen wir für uns Erkenntnisse. Erkenntnisse, die wertvoll sind. Erkenntnisse, die uns in unserer Entwicklung ein Schritt weiter bringen. Je mehr Schritte wir gehen, desto mehr Erkenntnisse gewinnen wir. Wir ermöglichen uns immer wieder in uns zu schauen und gleichzeitig aus der erlebten Situation ein Schritt herauszutreten, um uns von außen betrachten zu können. Genau in dieser Zeitspanne geschieht das Reflektieren.
Je mehr wir unsere Aufmerksamkeit nach innen richten, geben wir unseren Gefühlen und damit auch unseren Bedürfnissen den Raum. Wenn die mit einer Situation gekoppelten Gefühle ihren Raum bekommen, können wir sie loslassen, soweit es uns möglich ist. Lassen wir ein Gefühlsausbruch zu, wie Weinen oder wütend sein, so erkennen wir, was in einer bestimmten Situation mit uns passiert. Gewinnen wir Erkenntnisse, gehen wir mit uns selbst aufmerksamer um.
Befinde ich mich wieder in ein und derselben Situation, kann ich in der Situation anfangen zu reflektieren, in dem ich mich frage:
- Welche Gefühle zeigen sich in mir?
- Welche Bedürfnisse habe ich?
- Wie möchte ich beim nächsten Mal damit umgehen?
Die Fähigkeit des Reflektierens hilft uns dabei, uns innerlich zu sortieren und neu zu orientieren.
© Text: Zerrin Börcek