Wie gelingt mir das bewusste Leben?

Tag für Tag begegne ich mir selbst und versuche soweit es mir möglich ist, meine Gedanken und Gefühle zu erkennen. Tag für Tag übe ich mich darin, präsent zu sein und fokussiert zu bleiben. Doch kenne auch ich meine Fallen. Es gibt Menschen oder Situationen, die in mir Gefühle und Gedanken auslösen. Natürlich bin ich versucht, in diese Richtung zu schauen und mich in ihnen zu verlieren oder mich von ihnen leiten zu lassen. Es fühlt sich wie eine Spirale an, die sich nach unten bewegt – wie jene Tiefpunkte in meinem Leben, in denen ich mich schon befand.

Entscheidungswege

Sich nach unten zu bewegen, ist ein Entscheidungsweg, wie ich mit Situationen umgehen kann. Doch frage ich mich, wie es mir gelingen kann, mich wieder auf mich selbst zu besinnen und neue Lösungswege zu erkennen, um wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen. Hier fange ich dann an, meine Geschichte neu zu betrachten und mich bewusst zu stoppen.

Vor acht Jahren habe ich die Achtsamkeit und die Meditation für mich entdeckt. Die Bücher von Jack Kornfield haben mir sehr geholfen, um mich meinen eigenen Themen zu stellen. Denn es war eine Phase in meinem Leben, in der ich alles verlor, was ich mir aufgebaut hatte. Also stand ich im absoluten Nullpunkt und begann einen neuen Weg, für den ich mich bewusst entschied. Das Buch „Buddhistische Psychologie“ von Jack Kornfield habe ich in dieser Zeit immer wieder in den Händen gehabt, um mich und mein Leben besser zu verstehen. Es war eine sehr turbulente Zeit. Ich brauchte Zeit für Sortierung meiner Gefühle und Gedanken.

Achtsamkeit

Diese Jahre haben mich eines besonders gelehrt: mich zu beobachten und Gelassenheit zu üben. Für mich ist es ein Übungsweg Tag für Tag: nicht zu reagieren, nicht zu bewerten, den frischen Geist des Anfängers zu bewahren, nicht greifen zu können, zu vertrauen, zu akzeptieren und loszulassen. Das sind die sieben Säulen der Achtsamkeit. Ich lehre die Achtsamkeit und habe sie auch in mein Leben integriert. Seit zwei Jahren gehe ich bewusst in die Stille und praktiziere die Zen-Meditation im Benediktushof. Die Stille unterstützt mich dabei, all den Input in meinem Leben zu sortieren, mit den unterschiedlichsten Situationen bewusst umzugehen und mich selbst zu erkennen. In all den Jahren habe ich eines gelernt: Wenn alles schneller wird, werde ich bewusst langsamer.

Prozess des Erschaffens

Das Leben lehrte mich, mit unterschiedlichen Situationen bewusst umzugehen.  Ich lernte – erst durch die Begegnung gelingt es mir, meinen Auslösern den Raum zu geben. Tag für Tag lerne ich, mich selbst zu erkennen und zurück zu meinem Wesen zu finden. Gelingt es mir selbst zu begegnen, so gelingt es mir auch gleichgesinnten Menschen zu begegnen. Dies ist ein großer Glückmoment, mit jenen Menschen in Freude Neues zu bewegen und gemeinsam zu gestalten. Denn darin liegt das Geheimnis unseres Erschaffens.

© Text: Zerrin Börcek

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